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Drei Fragen an Renate Fulland

Wiesbadener Kurier, Donnerstag, 14.Juli 2005
Zu ihrem Projekt von Kindern für Kinder

 

"VIPS - - ein roter Teppich für die Kinder der Welt"- mit dieser Spendensammelaktion will die Künstlerin Renate Fulland in Zusammenarbeit mit Julia Isterling, Erika Enders und Torsten Anstaedt am Samstag, 11 bis 15 Uhr, in der Fußgängerzone Aufmerksamkeit erregen. Der Teppich, den Kinder vor Fullands Werkstatt bemalt und bedruckt haben, wird vor einem UNICEF-Stand ausgerollt, die Kinder ergreifen Besitz von ihm, spielen auf ihm und Schreiten nicht w i e, sondern a l s Very Important Persons (VIPS) über den Teppich. Das Spiel der Kinder spricht die Verantwortlichkeit der Erwachsenen an. Mit der Initiatorin sprach Ingeborg Salm-Boost.

Kurier: Frau Fulland, Sie haben zusammen mit Kollegen eine phantasievolle Aktion für die notleidenden Kinder in dieser Welt entwickelt. Wie kam das Projekt zustande?

Fulland: Es nahm den Anfang mit meiner Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs, den ich als Kriegskind bitter erlebte, und mit der Entscheidung, erstmalig damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Es entwickelte sich weiter mit Ereignissen wie der Tsunami-Flutkatastrophe. Schließlich führte das Kurier-Foto von Bush und Schröder in Mainz über den Roten Teppich schreitend, zu dem Impuls: „Ich mache mit Kindern einen roten Teppich für die Kinder der Welt.“

Kurier: Mit dem roten Teppich wollen Sie den kleinen Akteuren und überhaupt den Kindern Ehre erweisen. Meinen Sie, dass Kinder generell zu wenig Beachtung in unserer Gesellschaft finden?

Fulland: der Teppich ist ein Werk, das mit Kindern zusammen geplant und gestaltet wurde. Den Begriff Ehre möchte ich ersetzen durch Wertschätzung. Ja, Kinder werden zu wenig wertgeschätzt: ihr kreatives Potenzial, ihre Spontaneität und Lebensfreude, ihr Mut und Mitgefühl, ihre Wachheit und Offenheit und ihre Rechte. Erwachsene machen Politik ohne die Bedürfnisse und den Schutz der Kinder genügend einzubeziehen.

Kurier: Werden die jungen Teilnehmer der Aktion über den Tag hinaus das Elend anderer Kinder im Auge behalten?

Fulland: Das weiß ich nicht. Dies ist ein Projekt, das spiegelt und nicht predigt. Ich nehme an, dass mit künstlerischen Mitteln bei Kindern eine tiefere Sensibilisierung für andere notleidende Kinder stattfinden kann als nur durch verbale Aufklärung. Das Elend von Kindern auf der Welt im Auge zu behalten, ist Aufgabe der Erwachsenen.